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Tipps für inklusive Unterrichtsgestaltung

Häufig helfen schon kleine Veränderungen im Unterricht, um Lernenden mit gravierenden Lernschwierigkeiten positive Erfolgserlebnisse zu ermöglichen und sie zu bestärken.

Nachfolgend erhalten Sie einen ersten Überblick über praxiserprobte Lifehacks für die Unterrichtsvorbereitung sowie verschiedene Phasen des Unterrichts.

Damit im alltäglichen „Eifer des Gefechts“ nichts vergessen wird, finden Sie passend zum Überblick in der Spalte rechts eine editierbare Checkliste mit den wichtigsten Aspekten.

Die Checkliste kann doppelseitig bedruckt in der Mitte durchgeschnitten und laminiert mehrfach durch einfaches Abhaken erledigter Punkte eingesetzt werden. Alternativ können Sie die Checkliste auch digital verwenden und beliebig an Ihre Bedürfnisse anpassen.

Schülerinnen und Schüler mit gravierenden Lernproblemen: Was hilft? Lifehacks für den Unterricht

Unterrichtsraum / Unterricht vorbereiten

  • Raum strukturieren: Handygarage, Ablagefächer etc. haben einen festen Platz und sind aufgeräumt
  • Im Klassenraum befinden sich im Sichtfeld nur Medien/ Materialien, die für den aktuellen Unterricht notwendig sind, Zusatzmaterialien sind z. B. verschlossen im Schrank aufbewahrt
  • Wände nicht überfrachten mit Materialien
    • Platz für alltäglich relevante Informationen einrichten und strukturieren (z. B. Stunden-/ Vertretungsplan, Klassenregeln, Klassendienste)
  • Aushängen einer Übersicht der Lehrkräfte/ sonstiger wichtiger Ansprechpartner in der Schule, am besten mit Namen und Fotos
  • Schränke/ Schubladen etc. aussagekräftig beschriften
  • Das Anbringen wichtiger Hinweise in Schrift- und Bildform erleichtert die Umsetzung von alltäglichen Handlungen (z. B. Anleitung zum richtigen Händewaschen am Waschbecken, Klassenregeln)
  • Farben für die korrekte Zuordnung von Materialien vergeben (z. B. Ablagefächer/-kästen grün beschriften)
  • Geeignete Sitzordnung für das Unterrichtsvorhaben vorbereiten (z. B. Hufeisenform, Stuhlkreis, Gruppentische für Lernzirkel)
  • Einheitlichen Kopf auf Arbeitsblättern verwenden, relevante Daten für die Ablage/ Zuordnung anführen (v. a. Lernfeld/Fach, Name der Lehrkraft, Thema, Datum), (Beispiel siehe Sidebar rechts)
  • Symbole/ Piktogramme zur Unterstützung des Sprachverständnisses einsetzen
  • Bei offenen Unterrichtsformaten benötigte Materialien geordnet und strukturiert (z. B. nach Differenzierungsstufen) auslegen; Tipp: Auf gute Erreichbarkeit achten, da umständliche/ verstellte Wege für Ablenkung und Unterbrechung des Workflows sorgen
  • Lernen am Modell: Die Lehrkraft muss mit gutem Beispiel vorangehen (v. a. gute Vorbereitung, strukturierte, ruhige Arbeitsweise, klare Lehrerpersönlichkeit, Berechenbarkeit, d. h. Regeln gelten einheitlich für alle Schülerinnen und Schüler)
  • Didaktische Reduktion: Inhalte auf das Wesentliche beschränken, auf Irrelevantes verzichten, z. B. Ausnahmen von einer Regel, Details
  • Motivation: Vorwissen aktivieren, Lebensweltbezug verdeutlichen
    • z. B. beim Thema „Stufen der Geschäftsfähigkeit“: „Welche Folgen hat es für Sie als Verkäufer, wenn Sie einem 12-jährigen Schnaps verkaufen, da Sie nicht überprüft haben, wie alt der Junge ist?“
  • Handlungsorientierung: Möglichst oft Praxisbezug/ praktische Veranschaulichung herstellen, z. B. Gerichtsbesuch im Rahmen des Themas „Strafmündigkeit, Strafverfahren“, Unterrichtsgang zum Thema „Gestaltung von Schaufenstern“
  • Differenzierung: quantitativ (Menge der Aufgaben), qualitativ (Aufgabenniveau), zeitlich (Bearbeitungsdauer), über Sozialformen (z. B. Einzelarbeit, Tutorensystem), auf der Ebene der Methoden/ Medien (z. B. weit gefasste, komplexe Handlungsaufträge mit freier Medienwahl zur Informationsbeschaffung vs. kleinschrittig strukturierte Handlungsaufträge mit vorgegebener und der Aufgabenstellung zugeordneter Medienauswahl)
  • Wissensstrukturierung, Redundanzen, Wiederholung, Übung:
    • Keine langatmigen Motivationsphasen oder Rahmengeschichten bei Lernsituationen
    • Kein „Erraten“ des Themas, stattdessen klare, informierende Unterrichtseinstiege
    • Untergliederung und Aufbereitung eines komplexen Themas in kleine Portionen
    • Absicherung von Teilzielen durch Wiederholung (z. B. Teilzusammenfassungen) und Übungen
    • Regelmäßige Wiederholung bereits behandelter Inhalte im Kontext neuer/ weiterführender Themen
    • Visualisierung von Zusammenhängen, z. B. Advance Organizer, MindMap
  • Steuerung des Lernprozesses durch die Lehrkraft
    • Vermittlung von neuem komplexem Wissen muss engmaschig durch die Lehrkraft angeleitet werden, z. B. durch direkte Instruktion; erst, wenn Inhalte gefestigt sind, macht entdeckendes Lernen Sinn
    • Arbeitsergebnisse bedürfen prompter und konkreter Rückmeldung
      • Aufgabenstellung beachten (nicht zu komplex und zu offen);
    • häufig wiederkehrende Probleme bereits bei der Planung berücksichtigen
      • Bsp.: Die Aufgabenstellung lautet: Kreuze die richtige Aussage an!
      • Mögliche Schwierigkeiten: Schülerinnen und Schüler (SuS) kreuzen mehrere Antworten an, SuS kreuzen eine falsche Aussage an.
      • Lösung: Optische Hilfestellung geben: Kreuze die richtige Aussage (1) an!
        (hierbei dient die Zahl in der Klammer als Orientierung über die Anzahl der anzukreuzenden Aussagen)

Unterrichtsbeginn

  • erste Fokussierung auf die Lehrkraft schaffen, indem alle Schülerinnen und Schüler Blickkontakt aufnehmen und die Lehrkraft anschließend begrüßen

z. B.

  • Begrüßung
  • Anwesenheitskontrolle
  • Überprüfung der Sitzordnung
  • Kontrolle Handynutzung
  • Kontrolle Arbeitsplatz (Sauberkeit, Ordnung, kein herumliegendes Essen und Trinken, benötigte Arbeitsmaterialien liegen bereit)
  • Einsammeln von Entschuldigungen, Hausaufgaben etc.
  • Datum anschreiben
  • Mit festen Ritualen starten, z. B. Stimmungsbarometer, Start des Unterrichts mit positiven Erlebnissen
  • nicht fortfahren, bevor nicht die nötige Ruhe und Aufmerksamkeit einkehren

Unterrichtsverlauf

  • gerade die ersten Schultage darauf achten, dass eine ruhige Arbeitsatmosphäre eingeführt wird
  • Vorwissen aktivieren
  • Zusammenhänge darstellen
  • aktuelles Unterrichtsvorhaben erklären etc.
  • Konsequenzen bei Verstößen umsetzen
  • Zuordnung nach Farben beachten (s. „Orientierung geben“)
  • Arbeitsblätter geordnet ablegen (Reihenfolge des Unterrichtsverlaufs einhalten, um Struktur und Orientierung vorzugeben)

z. B.

  • Mitarbeit/ Arbeitsverhalten
  • individuelle Auffälligkeiten (motorische Unruhe etc.)

Rundgang in angemessenen Abständen) und aktiv unterstützen, wenn z. B.

  • Aufgaben nicht bearbeitet werden
  • Aufgaben falsch verstanden werden

wenn z. B.

  • Arbeitsergebnisse unvollständig/ fehlerhaft sind
  • Aufgaben nicht korrekt verbessert werden

Unterrichtsende

z. B. Arbeitsblätter ins richtige Fach/ Register im Ordner

  • Müll beseitigen
  • Nicht mehr benötigte Materialien aufräumen/ wegpacken (reiz-/ ablenkungsarme Umgebung schaffen)
  • Arbeitsmaterialien für die nächste Unterrichtsstunde bereitlegen (zügigen Beginn sicherstellen)

Vier bis fünf wesentliche Aspekte evaluieren, z. B. mittels

Weitere Infos finden Sie auf folgender Seite des ISB: Theoretische Grundlagen: Was ist Schülerfeedback?

  • Erledigung von Klassendiensten konsequent einfordern (z. B. Tafeldienst) und überprüfen
  • Alle verlassen den Raum erst nach korrekter Fertigstellung der Arbeit
  • zur Abrundung der Stunde nochmals Fokussierung auf die Lehrkraft schaffen, wenn möglich Schülerinnen und Schüler einzeln mit Namen verabschieden (Beziehung stärken)
  • Erwartungen wertschätzend, aber klar kommunizieren
  • bei Bedarf Termin für ein weiterführendes Einzelgespräch vereinbaren
  • Kurzes Übergabegespräch mit der nächsten Lehrkraft führen
  • für alle anderen Lehrkräfte: Vermerk im Klassentagebuch o. Ä.