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Unterricht planen und gestalten

Eine exakte Erhebung der individuellen „Lernausgangslage“ hilft der Lehrkraft dabei, den individuellen Lernbedürfnissen der Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden. Hierzu ist es wichtig, differenzierte Informationen zu individuellen Stärken und Schwächen zu erfassen sowie soziale und personale Faktoren in die Betrachtung mit einfließen zu lassen. Somit kann die Förderung dort ansetzen, wo die individuellen Ressourcen liegen.

Sehbehinderungen, oft ist auch von Sehschädigung die Rede, können das Sehen auf sehr unterschiedliche Weise beeinträchtigen.  Von Blindheit wird gesprochen, wenn die Sehleistung unter 2 % der Norm liegt. 

Sehbeeinträchtigte Schülerinnen und Schüler können im Unterricht vor allem dadurch unterstützt werden, dass ihre visuelle Wahrnehmungsleistung verbessert wird.

Hierfür sind grundsätzlich drei Ansätze denkbar:

Unterstützung bei der Reizverarbeitung

z. B. durch Strukturierung des Unterrichts, Anpassung des Unterrichts an die individuellen Lernvoraussetzungen

Verbesserung der Reizaufnahme

z. B. durch Versorgung mit Brille, Lupe o. Ä.

Optimierung der Wahrnehmungssituation

z. B. durch Kontrastverstärkung, Anpassung der Beleuchtung

Die Möglichkeiten der schulischen Unterstützung sind vielfältig. Exemplarisch werden weitere solche Möglichkeiten genannt, wobei stets zu beachten ist, dass sehgeschädigte oder blinde Schülerinnen bzw. Schüler je nach Beeinträchtigung sehr unterschiedliche individuelle Maßnahmen benötigen.

Gespräche mit den Betroffenen, deren Eltern sowie dem Multiprofessionellen Team sind unabdingbar.

 

 

Weitere Möglichkeiten schulischer Unterstützung

  • frühzeitiges Bereitstellen von Informations- und Arbeitsblättern
  • frühzeitige Ankündigung von Lektüre und Literatur
  • möglichst geringe Klassenstärke
  • Lichtverhältnisse
    • Vermeidung von Blendung durch die Nutzung von Deckenleuchten mit einem hohen Anteil indirekten Lichtes
    • Vermeidung von direkter Sonneneinstrahlung und von Gegenlichtsituationen
    • Einsatz individueller Arbeitsplatzleuchten (z. B. Kaltlicht-, LED-Lampen), welche die gesamte Arbeitsfläche gleichmäßig ausleuchten
    • Nutzung von Kantenfilterbrillen, welche die blendungsverursachenden Blauanteile des Lichts herausfiltern
    • Tragen einer Schirmmütze, um Blendungen zu vermeiden
  • Sitzplatz:
    • wenig visuelle Ablenkung
    • eher vorne, am besten erste Reihe; wenn möglich: feste Sitznachbarin oder fester Sitznachbar zur Unterstützung
    • Bereitstellen zweier Arbeitstische, um Arbeitsplatzleuchte und eventuelle weitere Hilfsmittel platzieren zu können
    • möglichst klare und gleichbleibende Anordnung der Tische im Klassenzimmer
    • Bereitstellen eines Drehstuhls, damit eine Ausrichtung zur / zum Sprechenden hin möglich ist
    • blendfreier Blick zur Sprecherin / zum Sprecher, zur Tafel bzw. zur Präsentation
  • Computerarbeitsplatz:
    • schwenkbarer Monitorarm; häufig vorteilhaft: Großbildschirm (ab 24 Zoll)
    • individuelle Anpassbarkeit hinsichtlich des Kontrastes, Vergrößerung, Schriftart, Farbe des Hintergrunds
    • ggf. Einsatz einer speziellen Vergrößerungssoftware (Buchstaben werden auch bei starker Vergrößerung kantenglatt dargestellt; es sind individuelle Cursor- und Mauszeiger-Darstellung wählbar; optional mit zuschaltbarer Sprachausgabe)
    • Möglichkeit zur Nutzung von Shortcut-Tastenkombinationen, weil die Steuerung per Maus häufig nur unzulänglich möglich ist
  • Tablet-Einsatz: spezielle Apps ermöglichen beispielsweise das Abfotografieren des Tafelbildes oder auch das Scannen von Texten. Mobilität und eine stigmatisierungsfreie Gerätenutzung werden unterstützt.
  • Vergrößerte, strukturierte und klar gegliederte Arbeits- und Informationsblätter
    • Anpassung von Schriftart und Zeilenabständen
    • ausreichender Freiraum zwischen Absätzen des Texts
    • deutliches Hervorheben von Überschriften / Betonung der Strukturen (z. B. bei einer Karikatur) durch Nachzeichnen der Konturlinien
  • Löschen unwichtiger Details aus Bildmaterial oder Grafiken
  • enges Monitoring von Hausaufgaben und schriftlichen Übungen, um Fehler rechtzeitig erkennen und beheben zu können
  • Vergrößerung
    • Möglichkeit zur Annäherung an das zu sichtende Material über einen höhenverstellbaren Schreibtisch mit neigungsvariabler Tischplatte
    • Nutzung von Lupenbrillen, elektronischen Lupen, Bildschirmlesegeräten, mobilen Kamerasystemen, evtl. des Handys
    • Nutzung von Monokularen oder elektronischer Kamerasysteme, um das Erkennen eines Tafelbildes oder einer Projektion über Beamer zu erleichtern
    • Nutzung von Arbeitsblättern mit passenden Linienabständen und Linienstärken (geeignete Lineaturen können am PC selbst erstellt oder über einzelne Schulen bzw. über den Hilfsmittelversand bezogen werden)
  • Verbesserung von Kontrasten und Reduktion von Komplexität
    • Bereitstellen von Arbeitsblättern mit passenden Linienabständen und Linienstärken
    • Gestaltung von Arbeits- und Informationsblättern, Tafelbildern, Räumen und Arbeitsplätzen
    • Nutzung einer farblich flexiblen Schreibtischunterlage zur Verstärkung des Kontrasts zwischen Arbeitsoberfläche und Arbeitsmaterial
    • Nutzung von digitalen Whiteboards

 

Mögliche Maßnahmen insbesondere auch im Rahmen von Nachteilsausgleich bzw. Notenschutz

Maßnahmen im Rahmen von...

...individuelle Unterstützung

  • Zeitverlängerung
  • Einsatz besonderer Arbeitsmittel (z. B. einer Lupe, einer Leseschablone oder eines Lesefensters) und technischer Hilfsmittel (z. B. Nutzung von Sprachausgabe oder eines Bildschirmlesegerätes)
  • Einsatz methodisch-didaktischer Hilfen einschließlich Strukturierungshilfen
  • Zusätzliches Vorlesen einzelner schriftlichen Aufgabenstellungen sowie differenzierte Gestaltung der Aufgaben
  • Bereitstellen ausreichend vergrößerter Kopien von Angaben (einschließlich Anlagen wie z. B. Bilder oder Quellentexte) bei Leistungsnachweisen und Prüfungen
  • Bereitstellen von Arbeitsblättern mit passenden Linienabständen und Linienstärken bei Leistungsnachweisen und Prüfungen
  • Auswahl praktischer Leistungsnachweise entsprechend der Beeinträchtigung
  • Gewährung größerer Exaktheitstoleranz z. B. in Geometrie, beim Schriftbild oder in zeichnerischen Aufgabenstellungen; Gewährung einer Ungenauigkeitstoleranz
  • Ersatz einzelner schriftlicher Leistungsfeststellungen durch mündliche; individuelle Gewichtung mündlicher und schriftlicher Arbeitsformen, sofern keine bestimmte Form der Leistungserhebung und Gewichtung in den Schulordnungen vorgegeben ist
  • Benutzen separater Räume für Leistungsnachweise und Prüfungen
  • Gewährung zusätzlicher Pausen
  • Zulassen bestimmter Formen der Unterstützung durch eine Begleitperson (z.B. zur Unterstützung der Organisation von praktischen Aufgaben oder Arbeitsmaterialien)

...

  • Verzicht auf Prüfungsteile, welche ein Sehen voraussetzen

Weiterführende Informationen

 

Angebot der Bayerischen Medienabteilung für Schülerinnen und Schüler mit Blindheit und Seheinschränkungen (mediablis) Texte, Schulbücher sowie spezifische Lehr- und Lernmaterialien zur Verfügung zu stellen

Literatur

 

Lang, M., Hofer, U., Beyer, F. (2017). Didaktik des Unterrichts mit blinden und hochgradig sehbehinderten Schülerinnen und Schülern. Band 1: Grundlagen. Stuttgart: W. Kohlhammer.